Auf einen Blick
- Studien aus Slowakei, Slowenien, Deutschland, Dänemark: Wolfsabschüsse sind ineffizient – wirksam schützt nur Herdenschutz vor Wolfsrissen.
- Sozialstruktur zählt: Werden Rudel zerschossen, steigt das Risiko von Rissen durch umherziehende Einzelwölfe.
- Politik in der Pflicht: Förderungen auf echten Herdenschutz konzentrieren, Beratung und Monitoring flächendeckend stärken.
Abschusswut in Österreich – ohne Nutzen für Weidetiere
In Österreich nimmt die Zahl der Wolfsabschüsse seit Jahren stetig zu. Allein 2025 wurden bereits 10 Tiere auf Grundlage von sogenannten „Alm- und Weideschutzgesetzen“ getötet – oftmals noch bevor überhaupt ein Schaden entstanden war. Dieser Abschusswut liegt die Hoffnung zugrunde, damit die Nutztierhaltung zu schützen.
Doch genau das passiert nicht: Der politische Fokus auf Abschüsse als vermeintliche Prävention hilft weder Bäuer:innen noch den Weidetieren. Stattdessen werden Konflikte verschärft und Landwirtinnen und Landwirte überlegen, ihre Tiere zukünftig nicht länger aufzutreiben.
Studien aus ganz Europa zeigen klar, dass Wolfstötungen keine Risse verhindern:
1) Slowakei: Viele Abschüsse, keine Schutzwirkung
Zwischen 2014 und 2019 wurde in der Slowakei öffentliche Wolfsjagd mit Quoten zugelassen – teilweise mit dem Ziel, Nutztierrisse zu senken. Die 2024 publizierte Auswertung zeigt: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Zahl erlegter Wölfe und den Risszahlen. Stattdessen korrelierten Wildtierbiomasse und Landschaftsfaktoren mit dem Schadensgeschehen.
Anders ausgedrückt: Nutztierrisse hängen davon ab, ob und wie viele Wildtiere in dem Gebiert leben und wie der Lebensraum aussieht – Rahmenbedingungen, die durch die Wolfsjagd nicht verändert werden.
2) Slowenien: Aufgebrochene Rudel verstärken Konflikte
Bereits 2011 fand eine Analyse aus Slowenien keinen rissmindernden Effekt durch Wolfsjagden, selbst nach Jahren mit besonders vielen Abschüssen. Re-Analysen bestätigen das Ergebnis.
Das Aufbrechen von Rudeln, indem einzelne Tiere geschossen werden, kann hingegen zu mehr wandernden Einzelwölfen führen – genau jenen, die eher in agrarisch geprägten Gebieten auf ungeschützte Schafe treffen. Gerade die Sozialstruktur der Rudel sind also zentral, um Risse zu verhindern (lesen Sie HIER, warum die Landwirtschaft mehr Wolfsrudel fordern sollte).
3) Deutschland & Dänemark: Kontext zählt
Eine populationsgenetisch gestützte Studie für Schleswig-Holstein/Dänemark bestätigte abermals: Risse sind kontextabhängig (z.B. wie viele Wildtiere zur Verfügung stehen) und treten überdurchschnittlich oft durch durchziehende Wölfe auf. In Gebieten mit etablierten Paaren/Rudeln und konsequentem Herdenschutz sind Risse signifikant niedriger.
Auch das gezielte Töten „auffälliger“ Individuen erwies sich als ineffizient. Damit sollte auch der Abschuss von Problemwölfen gründlich geprüft und idealerweise auf Alternativlösungen zurückgegriffen werden.
Fazit: Herdenschutz schlägt Wolfsabschuss
Abgesehen von den drei Beispielen belegen auch internationale Studien und Review-Studien wieder und wieder, dass tödliche Maßnahmen deutlich ineffizienter sind als Zäune, Herdenschutzhunde und Behütung. Die Wirksamkeit steigt, wenn Maßnahmen professionell geplant, ausreichend dimensioniert und dauerhaft betrieben werden.
Die Toolbox des wirksamen Herdenschutzes:
- Elektrozäune mit ausreichender Höhe und Spannung
- Herdenschutzhunde, die gezielt ausgebildet und begleitet werden
- Nachtpferche vor allem in sensiblen Zeiten, etwa wenn Jungtiere geboren werden
- Behütung und angepasstes Weidemanagement
Herdenschutz schützt die Tiere verlässlich und nachhaltig – und ermöglichen, dass Landwirtschaft und Wolf in Österreich nebeneinander koexistieren können. Mehr Informationen bei LifeStockProtect.
Lösungen für Politik & Behörden
Kurz gesagt: Ein Abschuss änderz wenig an den Ursachen von Rissen und kann sie somit auch nicht verhindern. Professioneller Herdenschutz hingegen ist eine effiziente Lösung, mit der Wolf und Landwirtschaft nachweislich konfliktarm koexistieren können. Jetzt liegt es an Politik und Behörden, endlich wirksame Lösungen anzubieten:
- Schutzpflichten ernst nehmen: Förderprogramme auf wirksame Herdenschutzpakete ausrichten, nicht auf Symbolmaßnahmen.
- Monitoring & Beratung ausbauen: Aktives Monitoring, mobile Beratung und Schulungen flächendeckend finanzieren und zugänglich machen.
- Herdenschutz in Ausbildung verankern: Herdenschutz muss fixer Bestandteil in landwirtschaftlichen Schulen und Ausbildungen werden – damit künftige Landwirtinnen und Landwirte von Beginn an die nötigen Kenntnisse erhalten.
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Kutal, M. et al. (2024): Testing a conservation compromise: No evidence that public wolf hunting in Slovakia reduced livestock losses. DOI: 10.1111/conl.12994. Volltext: https://conbio.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/conl.12994 (Zugegriffen September
Krofel, M. et al. (2011): Effectiveness of wolf (Canis lupus) culling to reduce livestock depredations. https://www.researchgate.net/publication/233792224_Effectiveness_of_wolf_Canis_lupus_culling_to_reduce_livestock_depredations (Zugegriffen September 2025).
Bruns, A.; Waltert, M.; Khorozyan, I. (2020): The effectiveness of livestock protection measures against wolves (Canis lupus)… DOI: 10.1016/j.gecco.2019.e00868. Abstract: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2351989419306225 (Zugegriffen September 2025).
Mayer, M. et al. (2022): Occurrence and Livestock Depredation Patterns by Wolves in Highly Cultivated Landscapes. DOI: 10.3389/fevo.2022.783027. Volltext: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fevo.2022.783027/full (Zugegriffen September 2025).
Meier, V. et al. (2024): Wolf-related damage in livestock management: Long-term data analyses in Saxony, Germany. DOI: 10.1016/j.gecco.2024.e03031. Metadaten: https://bia.unibz.it/…/Wolf-related-damage-in-livestock-management-Long-term/991006867098201241 (Zugegriffen September 2025).
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