Igel im Herbst – Was tun mit den gefährdeten Stacheltieren?

Gerade im Herbst fragen uns unzählige Menschen um Rat, weil sie einen Igel gefunden haben und nicht weiterwissen. Doch nicht jedes Wildtier braucht automatisch menschliche Hilfe. Wir geben Tipps, wann wirklich geholfen werden sollte und wie angemessene Erste Hilfe tatsächlich aussieht.

Igel

Igel gefunden – Was tun?

Grundsätzlich gilt: Ein offensichtlich unverletzter Igel, der einen gesunden Eindruck macht, braucht normalerweise keine menschliche Hilfe.

Menschliches Eingreifen ist nötig, wenn der Igel:

  • zu klein oder mager wirkt – Faustregel: alles, was kleiner ist als eine Paprika, braucht Hilfe
  • einen sogenannten Hungerknick (eine Falte im Nacken) zeigt
  • verletzt ist (z. B. blutende Wunden, Hinken, Lahmen)
  • apathisch wirkt, sich nicht einrollt oder seitlich liegt
  • röchelt, hustet, wackelig geht oder eingefallene Augen hat
  • eine untypische Körperform hat – er sollte birnen- oder tropfenförmig sein, die Beine beim Gehen nicht sichtbar, und der Körper rund statt spitz aussehen

Erste-Hilfe-Maßnahmen:

Wichtig: Melden Sie einen Fund bitte über unseren Tiernotruf (+43 1 699 24 80, rund um die Uhr), damit wir die Situation gemeinsam beurteilen können. Es kursiert viel Halb- und Falschwissen über Igelpflege. Wir versorgen jährlich hunderte hilfsbedürftige Igel und helfen gerne weiter:

  • Setzen Sie das Tier in eine mit Zeitungspapier ausgelegte Box.
  • Geben Sie schwachen oder unterkühlten Tieren eine Wärmflasche mit lauwarmem Wasser dazu. Hitze kann für einen Igel ebenfalls gefährlich werden, also die Wärmflasche am besten mit einem Handtuch umwickeln.
  • Bieten Sie lauwarmes Trinkwasser in einer flachen Schale an.
  • Igel sind Insektenfresser und sollten fachkundig gefüttert werden. Als Notlösung kann ein gekochtes Ei oder hochwertiges, möglichst proteinreiches Katzenfutter (Trockenfutter bitte vorher einweichen) gefüttert werden. Auch spezielles Igelfutter gibt es mittlerweile zu kaufen.

Unbedingt vermeiden!

Gut gemeint ist leider nicht immer gut gemacht. Achten Sie hierauf besonders:

  • Verabreichen Sie keine Medikamente ohne eindeutige tierärztliche Anweisung. Auch Verletzungen bitte keinesfalls mit Cremes, Wundpuder o.ä. behandeln, sondern bringen Sie das Tier schnellstmöglich zu einer Tierärztin oder einem Tierarzt!
  • Füttern sie keine Milch (auch Katzenmilch), Obst oder Gemüse. Was für uns verträglich ist, führt bei den Insektenfressern zu schweren Verdauungsstörungen.
  • Baden Sie den Igel nicht oder entfernen auf eigene Faust Parasiten. Jeglicher Stress, kann für die Tiere tödlich sein.
  • Vermeiden Sie eine einseitige Ernährung und geben Sie nicht ausschließlich Mehlwürmer. Das hohe Phosphor-zu-Calcium-Verhältnis der Mehlwürmer führt bei einer einseitigen Ernährung zu schweren gesundheitlichen Problemen.

Igelzeit im Tierschutzhaus Vösendorf

Im Tierschutzhaus Vösendorf kümmern wir uns derzeit um über 100 Igel – und es werden täglich mehr. Der Rückgang dieser Tiere ist alarmierend: Die Weltnaturschutzorganisation IUCN hat den Westeuropäischen Igel bereits auf die Rote Liste der bedrohten Arten gesetzt.

Jeder Igel, den wir gesund pflegen und wieder in die Freiheit entlassen, ist ein kleiner Erfolg für den Artenschutz. Über 300 Igel konnten wir im vergangenen Jahr auswildern – heuer erwarten wir noch mehr. So tragen wir aktiv dazu bei, diese faszinierenden und zunehmend bedrohten Tiere zu schützen und ihre Bestände langfristig zu sichern.

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Wie helfe ich Igeln in freier Natur?

Die beste Hilfestellung gewährleisten Sie, wenn Sie ihren Garten möglichst „igelfreundlich“, sprich naturnah, gestalten. Naturnahe Gärten mit ausreichend Versteckmöglichkeiten und einem breiten Nahrungsangebot (Würmer, diverse Larven und Insekten, Schnecken, etc.) locken Igel besonders an. Verzichten Sie zum Wohle aller Tiere in Ihrem Garten auf Pestizide und sonstige Gifte. Übrigens eine große Gefahr für Igel sind automatische Mähroboter!

Der Winterschlaf der überaus nützlichen Insektenfresser dauert meist von ungefähr Mitte November bis März/April (der Zeitpunkt, bzw. die Dauer ist temperaturabhängig) und oft werden zusätzliche Quartiere für eine sichere Überwinterung gerne angenommen. Reisighaufen, Wurzelwerk, Blätterhaufen und andere natürliche Verstecke laden die faszinierenden Gartenbewohner zum Überwintern ein. Aber auch selbstgebaute oder gekaufte Igelhäuser, gefüllt mit Stroh, Heu und trockenem Laub, sind für Igel zusätzliche Möglichkeiten in der kalten Jahreszeit gut über die Runden zu kommen.

Es ist ein weitläufiger Irrtum, dass Igel aufgrund der niedrigen Temperaturen im Winter schlafen würden. Die Tiere überdauern die kalte Jahreszeit im Winterschlaf, weil schlichtweg das natürlich Nahrungsangebot fehlt.

Sie wollen unseren WIldtieren helfen?

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