Neu: BOKU-Wolfsstudie untermauert, wo Herdenschutz Pflicht ist

Eine aktuelle Studie der Universität für Bodenkultur Wien zeigt erstmals flächendeckend, wo in Österreich durch den Wolf konkrete Gefahren für Weidetiere bestehen – und damit, wo Herdenschutz Pflicht ist. Das und mehr – HIER!

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Auf einen Blick

  • Die neue BOKU-Studie zeigt, wo Weidetiere am stärksten gefährdet sind und damit, wo gezielte Herdenschutzmaßnahmen notwendig sind.
  • In den identifizierten Hotspot Gebieten treffen Wölfe und Weidetiere aufeinander und es entsteht eine konkrete Gefahr für ungeschützte Tiere.
  • Rechtsgutachten belegte bereits: Laut Tierschutzgesetz sind Tierhalter:innen verpflichtet, ihre Tiere bei konkreten Gefahren zu schützen.
  • Politik und Länder sind gefordert, Herdenschutz flächendeckend zu fördern und durchzusetzen – besonders dort, wo das Konfliktpotenzial hoch ist.

Forschung macht sichtbar, wo sich Wölfe und Weidetiere begegnen

Die unter anderem von Dr. Jennifer Hatlauf und Prof. Klaus Hackländer geleitete Studie Lebensraum- und Konfliktpotenzialmodell für den Wolf in Österreich wurde im Auftrag von Bund und Ländern erstellt. Ziel war es, die Rückkehr des Wolfs wissenschaftlich zu begleiten und jene Regionen zu identifizieren, in denen Mensch, Weidetier und Wolf eng aufeinandertreffen und Konflikte entstehen.

Das Wissenschaftler:innen-Team der BOKU erarbeitete vier österreichweite Modelle:

  1. Lebensraumpotenzial – Wo finden Wölfe in Österreich geeignete Lebensbedingungen (Waldanteil, geringe Störung, verfügbare Beutetiere, etc.)?
  2. Risspotenzial – Wo sind Weidetiere in Österreich besonders anfällig für Übergriffe (Gelände, Haltungsform, Nähe zu Wolfs-Rückzugsgebieten etc.)?
  3. Konfliktpotenzial – Welche sozio-ökonomischen Faktoren verstärken Konflikte (z.B. Landwirtschaft, Tourismus, Jagd, Bevölkerungsdichte)?
  4. Kombinationsmodell – In welchen Gebieten überlagern sich diese Faktoren mit hohem Lebensraum- und Konfliktpotenzial („Hot-Spots“)?

Österreichs erste Landkarte für Herdenschutz

Die Studie beschreibt mit diesen Hot-Spots erstmals konkrete Gebiete, wo Herdenschutzmaßnahmen besonders wirksam sind: Regionen mit hoher Dichte an ungeschützten Weidetieren und gleichzeitig regelmäßiger Wolfspräsenz. Diese Gebiete sind damit Vorrangzonen für Herdenschutz.

Die meisten „Hot-Spots“ für Konflikte liegen in den westlichen Bundesländern – Tirol, Vorarlberg, Salzburg, Kärnten und Teilen der Steiermark. Hier finden Wölfe geeignete Lebensräume, und ungeschützte Weidetiere können leichte Beute werden.

Das ist eine große Chance. Mit einer flächendeckenden Herdenschutzstrategie lassen sich also genau dort, wo die Gefahren am größten sind, Konflikte verringern. Dadurch wird Tierleid vermieden und gleichzeitig unsere Artenvielfalt geschützt.

Rechtlich klar geregelt: Schutzpflicht bei konkreter Gefahr

Die Studie ist juristisch höchst relevant: Die BOKU-Studie zeigt erstmals für Österreich Gebiete auf, wo eine konkrete Gefahr für Weidetiere besteht. Das von uns in Auftrag gegebene Rechtsgutachten von Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Wessely belegt, dass laut dem Tierschutzgesetz – das natürlich auch auf Almen gilt –  Tierhalter:innen verpflichtet sind, ihre Tiere vor konkreten Gefahren zu bewahren.

Dort wo eine konkrete Gefahr besteht,

  • müssen Tierhalter:innen handeln (z.B. durch Nachtpferche, Herdenschutzhunde, Behirtung)
  • und müssen Behörden eingreifen, wenn der Schutz unterbleibt (z.B. durch mehr Aufklärung, Almabtriebe, Strafen).

Unterbleibt behördliches Handeln trotz nachweislicher Gefahr, kann das sogar als Amtsmissbrauch gewertet werden (lesen Sie HIER mehr zum Rechtsgutachten).

Politische Verantwortung: Herdenschutz ist Pflicht

Herdenschutz beinhaltet die gemeinsame Verantwortung von Tierhalter:innen, Behörden und Politik, mit dem Ziel, Tiere zu schützen und Konflikte tatsächlich zu verringern. Die Kombination aus wissenschaftlichen und rechtlichen Grundlagen zeigt: Wo hohe Konfliktpotenziale sind, besteht Handlungsbedarf beim Herdenschutz. Halter:innen sind verpflichtet ihre Tiere professionell zu schützen und die Politik ist in der Verantwortung das zu ermöglichen.

Manche Politiker:innen wollen aus der neuen BOKU-Studie sogenannte wolfsfreie Zonen ableiten – also Gebiete, in denen Wölfe durch Abschüsse dauerhaft ferngehalten werden sollen (lesen Sie HIER mehr, warum Abschüsse Konflikte steigern).

Doch wolfsfreie Zonen funktionieren nicht, denn unabhängig von der Zahl der Abschüsse werden in geeignete Lebensräume immer neue Wölfe zuwandern. Die BOKU-Studie zeigt, wo Weidetiere besonders gefährdet sind, da Wölfe in diesen Gebieten geeignete Lebensbedingungen finden – also wo Herdenschutz Priorität haben muss (lesen Sie HIER warum die Landwirtschaft mehr Wolfsrudel fordern sollte).

Die Politik muss daher dafür sorgen, dass:

  • Herdenschutz-Förderungen zugänglich sind,
  • Herdenschutz-Maßnahmen flächendeckend eingesetzt werden,
  • und Auflagen konsequent vollzogen werden.

Fazit:

Die neue Wolfsstudie liefert erstmals für Österreich eine klare Landkarte, die zeigt, wo Herdenschutz dringend umzusetzen ist und wo die Politik diesen gezielt fördern muss. Die Studie ist damit ein Meilenstein für faktenbasierten Artenschutz: Sie liefert die wissenschaftliche Grundlage, um Konflikte vorherzusehen, Tiere zu schützen und Koexistenz möglich zu machen.

Das Ziel ist klar: Ein Österreich, in dem Wölfe als wichtiger Teil der Natur begrüßt werden, Weidetiere sicher leben können und Tierschutz, Landwirtschaft und Artenschutz gemeinsam Lösungen finden.

Helfen Sie uns, Herdenschutz zur Realität zu machen

Mit Ihrer Spende an unser Projekt Pfoten-Politik unterstützten Sie unsere Arbeit für Herdenschutz, Wildtierschutz und eine zukunftsfähige Landwirtschaft.
Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Tierwohl nicht verhandelt, sondern umgesetzt wird.

Hatlauf J, Knufinke F, Fuchs L, Amon M, Hackländer K, Kunz F (2025): Endbericht: Lebensraum- und Konfliktpotenzialmodell für den Wolf in Österreich. LeKoWolf. Universität für Bodenkultur Wien. Volltext: HIER.

Wessely, W. (2025): Rechtsgutachten zu Fragen der Schutzpflicht von Tierhalterinnen und Tierhaltern sowie Behörden bei Bedrohungen von Tierhaltungen durch Raubtiere. Im Auftrag des Wiener Tierschutzvereins / Tierschutz Austria.

 

 

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