2.000 Abschüsse täglich: Österreichs Jagd ist längst nicht nachhaltig

Im Jagdjahr 2024/25 wurden in Österreich ca. 725 300 Wildtiere getötet, darunter auch Arten, die nur für das Abschussvergnügen bejagt werden: Hasen, Füchse, Marder, Wiesel, Iltisse, Fasane, Rebhühner, Birkwild und sogar Wildgänse. Warum Tiere für die Jagd ausgesetzt werden, was sich verändern muss und mehr – HIER!

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Auf einen Blick

  • 725 300 Tiere wurden 2024/25 in Österreich abgeschossen – das sind täglich so viele Tiere, wie wir im Tierschutzhaus versorgen.
  • Auch geschützte Arten wie Auerhuhn, Birkhuhn und Haselhuhn stehen weiterhin auf der Abschussliste – obwohl ihre Bestände europaweit dramatisch zurückgehen.
  • Zehntausende gezüchtete Fasane und Enten werden jedes Jahr ausgesetzt, nur um abgeschossen zu werden – ein System ohne jeden ökologischen Sinn.
  • Lösungen: Tier- und Artenschutz müssen endlich Vorrang haben – mit einem Jagdverbot für geschützte Arten, einem Ende des Aussetzens von Tieren für die Jagd und einem Verbot der Wildtierfütterungen.

Jagd auf Arten, die längst Schutz bräuchten

Während die Jägerschaft ihre Arbeit gerne als „Naturschutz“ verkauft, zeigt die Statistik ein anderes Bild: Täglich werden im Schnitt so viele Tiere durch die Jagd getötet wie wir in unserem Tierschutzhaus, dem größten Tierheim Europas, jeden Tag beherbergen und versorgen.

Von nachhaltiger Wildbewirtschaftung kann dabei keine Rede sein. In der letzten Jagdsaison wurden in Österreich tausende Wildtauben, Wildgänse, Rebhühner, Schnepfen und Birkhühner geschossen, sowie hunderte Auerhühner und dutzende Haselhühner.

Die meisten betroffenen Arten sind in der EU-Vogelschutzrichtlinie gelistet und geschützt. Obwohl die Bestände vieler Arten massiv zurückgehen, nutzt man in Österreich aber fadenscheinige Ausnahmeregelungen, um die Jagd vorzuführen (lesen Sie HIER mehr zur absurden Bejagung geschützter Wildvögel).

Obwohl Arten wie Auerhahn und Birkhuhn europaweit streng geschützt sind, werden sie in Österreich weiterhin zum Abschuss freigegeben – auch für zahlungskräftige Jagd-Tourist:innen. Für einen Auerhahn werden bis zu 4.300 Euro verlangt, für einen Birkhahn rund 1.500 Euro (Stand 2025).

Besonders perfide: Wird ein Tier nur „angeschweißt“, also angeschossen, aber nicht erlegt, gibt es teils sogar Rabatt – bis zu 50 Prozent, je nach verwendeter Munition. So wird mit geschützten Arten ein lukratives Geschäft gemacht – auf Kosten des Artenschutzes.

In der vergangenen Jagdsaison wurden außerdem auch mehr als 100.000 Feldhasen abgeschossen. Der typische Bewohner unserer Kulturlandschaft gilt hierzulande vielerorts bereits als gefährdet – Bestände brechen seit Jahrzehnten ein. Nicht nur, dass die intensive Landwirtschaft den Hasen zu schaffen macht, neuerdings kursiert eine auch für Hasen ansteckende Form der tödlichen Kaninchenpest (Myxomatose). Das Fleisch betroffener Hasen soll nicht verzehrt werden und wird damit Abfallware – doch nichtsdestotrotz schießt man in Österreich munter weiter.

Füchse, Marder und Wiesel – Opfer einer veralteten Ideologie

Auch Abschüsse kleiner Beutegreifer werden weiterhin in erschreckend hoher Zahl vermeldet: Zehntausende Füchse sowie tausende Marder, Dachse, Wiesel und Iltisse wurden getötet.

Als sogenanntes „Raubwild“ bezeichnet die Jägerschaft Beutegreifer wie Fuchs, Marder oder Iltis – Arten, die aus ihrer Sicht „räubern“ und damit zur Konkurrenz werden. Aus dieser Denkweise heraus wurden sie über Jahrhunderte systematisch verfolgt und werden vielerorts bis heute intensiv bejagt.

Dabei dient die Bekämpfung dieser Tiere vor allem einem Ziel: Die Jagderträge bei begehrten Arten zu steigern. Für diese Gewinnoptimierung nimmt man Eingriffe in ganze Ökosysteme in Kauf und spricht Tierarten, die eine wichtige ökologische Rolle spielen, ihren Wert ab.

Die Begründung der Jägerschaft, damit gefährdete (und ebenfalls bejagte) Arten wie Rebhühner und Feldhasen zu schützen, ist längst wissenschaftlich widerlegt. Schuld am Rückgang dieser Tiere sind vor allem:

  • intensive Landwirtschaft
  • Pestizide
  • Lebensraumverlust

Ausgesetzte Tiere als lebende Zielscheiben

Besonders absurd ist die Jagd auf Fasane und Enten: Laut Statistik Austria wurden im heurigen Jagdjahr wieder mehrere zehntausend Fasane und Wildenten erlegt. Beide werden in großem Stil gezüchtet, ausgesetzt und anschließend abgeschossen.

Diese Praxis hat nichts mit Wildtiermanagement zu tun – sie dient einzig dem Jagdvergnügen. Studien zeigen, dass ausgesetzte Tiere kaum überlebensfähig sind, das Ökosystem stören und ein erhebliches Tierleid verursachen.

Für die Jagd gemästete Rehe und Hirsche

Angeführt wird die Jagdstatistik von hunderttausenden getöteten Rehen und Hirschen. Zwar hat Österreich tatsächlich ein großes Problem mit zu hohen Reh- und Hirschbeständen, die junge Bäume fressen und so das natürliche Nachwachsen unserer Wälder verhindern. Doch der hohe Abschuss ist kein Zeichen erfolgreicher Waldpflege, sondern Folge einer fehlgeleiteten Praxis: der über Monate anhaltenden Wildtierfütterungen.

Durch diese künstliche Nahrungszufuhr steigen die Bestände weit über das natürliche Maß, wodurch der Abschuss von Hunderttausenden Rehen und Hirschen anschließend als „notwendige Regulierung“ verkauft wird. Tatsächlich zeigt der Rekordabschuss also nicht den Schutz unserer Wälder, sondern eine außer Kontrolle geratene Wildtiermast, die jagdliche Interessen über ökologische Vernunft stellt (lesen Sie HIER, wie Wildtierfütterungen unsere Wälder zerstören).

Fazit

Fakt ist: Gerade in der heutigen Zeit, wo Wildtiere zunehmen durch Lebensraumverlust, intensive Landwirtschaft und die Klimakrise unter Druck geraten, muss ihr Schutz oberste Priorität haben. Von „Nachhaltigkeit“ und „Naturschutz“ kann keine Rede sein, wenn bedrohte Arten und eigens für den Abschuss gezüchtete oder durch Wildtierfütterungen gemästete Tiere zum Freizeitvergnügen getötet werden.

 

Die Lösungen sind offensichtlich:

  • Ein Verbot der Jagd auf gefährdete und geschützte Arten wie Auerhuhn, Birkhuhn, Haselhuhn, Rebhuhn und Feldhase.
  • Ein Ende der Aussetzpraxis von Zuchttieren und ein Ende der Wildtiermast.
  • Eine Neuausrichtung der Jagdpolitik nach modernen Tierschutz- und Biodiversitätszielen.

Bitte unterstützen Sie unsere politische Arbeit

Damit Jagd und Wildtierschutz endlich ins 21. Jahrhundert kommen, setzen wir uns mit unserer Pfoten-Politik für strengen Arten- und Tierschutz ein – auch in den Jagdgesetzen. Bitte helfen Sie uns dabei mit einer Spende:

Statistik Austria. Jagdstatistik 2024/25. Korrigierte Fassung.

Umweltbundesamt. Biodiversitätsbericht Österreich 2023.

Ebert, C. et al. (2021): Released gamebirds in Europe: ecological consequences and animal welfare aspects.

Hoffmann, M. et al. (2020): Agricultural intensification and biodiversity loss in European farmland.

Avifaunistische Kommission Österreich. Artenliste der Vögel Österreichs. Version Jänner 2024.

Europäische Umweltagentur (EEA). State of Nature in the EU – Results from reporting under the nature directives 2013–2018. Luxembourg 2020. DOI: 10.2800/08818.
https://www.eea.europa.eu/publications/state-of-nature-in-the-eu-2020
(Zugegriffen Oktober 2025)

AG Wildtiere. Positionspapier zu Wildfütterungen in Österreich. 2023.
https://ag-wildtiere.com/2023/09/28/positionspapier-wild-futterungen/

 

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