Tauben – Sport, Hochzeit, Verderben

Tauben sind äußerst intelligente Tiere. WissentschaftlerInnen konnten zum Beispiel zeigen, dass es möglich ist, Tauben beizubringen, unbekannte Gemälde von Picasso und Monet zu unterscheiden, indem sie den jeweiligen Kunststil zu identifizieren gelernt haben [5]. Außerdem werden die Vögel noch immer vielfältig eingesetzt, ob in Brieftaubenrennen oder als Hoffnungs- und Friedenssymbol bei Hochzeiten. Doch hinter den vermeintlich harmlosen Bräuchen versteckt sich oft viel Tierleid.

Das Brieftaubenrennen

Für den sogenannten Taubensport werden die Vögel dicht an dicht in kleinen Käfigen über lange Strecken zu den Wettbewerben gefahren. Schon allein dieser Transport bedeutet für die Tiere extremen Stress. Am Wettbewerbsort angekommen, werden die Tauben freigelassen und die Zeit gemessen, die sie brauchen, um zurück zu ihrem Taubenverschlag zufliegen.

Um die Heimkehr der Tiere zu garantieren, werden verschiedene Methoden angewandt, die entweder darauf basieren die Taube von ihrer Brut, oder ihrem Partner zu trennen. Bei der klassischen Witwerschaft werden die Tauben vor der sogenannten Reisesaison „angepaart“ und dürfen ein oder zwei Jungtiere aufziehen, bevor sie für die Wettbewerbssaison getrennt werden. Kurz vor dem Preisflug bekommen sie die Gelegenheit, ihren Partner oder ihre Brut für wenige Minuten wiederzusehen. Es wird empfohlen, das Paar, sobald es kuschelnd in der Nistschale liegt zu trennen, damit das Bedürfnis besteht, so schnell wie möglich zurückzukehren und somit besonders gute Zeiten geflogen werden [1]. Nach dem Flug darf die Taube abermals wenige Stunden bei ihrem Partner verbringen, bevor sie bis kurz vor dem nächsten Flug wieder getrennt werden. Da Tauben in lebenslanger Monogamie leben und sehr eng an ihren Partner gebunden sind, bedeutet diese Praxis besonderen Stress für die intelligenten Tiere. Das Taubenrennen hat also nichts mit dem natürlichen Verhalten einer Taube zu tun, sondern basiert auf Stress und Sehnsucht.

Dass der Verluste und Tod der Tiere zum Alltag dieses „Sportes“ gehört, wird häufig verschwiegen.  Der Schweizer Tierschutz STS dokumentiert in nur einem Jahr eine Verlustrate von 40-50% der Tauben, die an den Rennen teilnahmen [2]. Auch eine Studie in Großbritannien kam zu dem Schluss, dass ca. 50% der Tiere nicht mehr nach Hause zurückkommen [3]. Viele dieser Tauben sterben an Erschöpfung, kollidieren mit Gebäuden oder Hochspannungsleitungen. Ein kleinerer Prozentsatz wird durch Raubvögel oder anderen Raubtieren getötet, mit denen die gezüchteten Tiere wenig Erfahrung haben. Letztendlich ist der Taubensport ein Brauch, bei dem für menschliches Vergnügen willentlich Leid und Tod von Tieren in Kauf genommen wird. Umso tragischer ist, dass die österreichische UNESCO-Kommission den traditionellen Hochflugtaubensport als schützenswerte Tradition deklariert und in das Nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen hat [4]. Aber das Taubenrennen, ist nicht die einzige Veranstaltung, wo Tauben zu Schaden kommen.

Der Stress der Hochzeitstauben

Ein Schwarm aufliegender weißer Tauben – ein Symbol für Friede und Glück, das auf der Hochzeit nicht fehlen darf? Diese Symbolik mag für uns romantisch klingen, nicht jedoch für die beteiligten Vögel. Für sie bedeutet eine Hochzeit einen Transport in kleinen Käfigen, viele Menschen und eine laute unbekannte Umgebung – kurz, viel Stress. Hinzu kommt, dass viele Unternehmen, vornehmlich auf Profit aus sind. Sie vermieten Lach- oder Pfauentauben, die zwar ein schönes Aussehen mitbringen, aber einen weitaus schlechteren Orientierungssinn als herkömmliche Brieftauben haben. Ähnlich wie bei Taubenrennen, ist auch hier häufig der Fall, dass die Tiere nicht mehr zurückfinden und erschöpft in einer fremden Umgebung zusammenbrechen. Zusätzlich dazu, macht die weiße Farbe die Hochzeitstauben zu sehr einfachen Zielscheiben für Raubvögel, so dass die Vögel in freier Wildbahn nicht lange überleben. Wer also für seine Hochzeit dem bekanntesten Symboltier für Frieden und Hoffnung, Stress und den potenziellen Tod ersparen möchte, sollte besser auf diesen Brauch verzichten.

Fazit

Tauben sind faszinierenden Vögel, deren kognitiven Fähigkeiten häufig unterschätzt werden. Um diese wundervollen Tiere mehr wertzuschätzen, sollten wir auf Bräuche verzichten, bei denen wir ihnen die Partner entreißen und sie in den potenziellen Tod fliegen lassen.

 

Quellen:

[1]  Website zum training von Brieftauben: https://www.garhammer-brieftauben.de/45-das-training-die-basis-f%C3%BCr-den-erfolg.html

[2] Bericht des Schweizer Tierschutz: http://www.tierschutz.com/aktuell/brieftauben/pdf/report_brieftauben2018.pdf

[3] Britische Studie zu Attacken auf Renntauben:https://link.springer.com/article/10.1007/s10344-021-01513-2

[4] https://www.meinbezirk.at/hietzing/c-lokales/tauben-jauken-als-immaterielles-kulturerbe-oesterreichs_a3677940

[5] https://www.tagesspiegel.de/themen/gesundheit/picasso-oder-monet-frag-die-taube/278764.html

Das könnte Sie auch interessieren

Kuh

Kleinbetriebe – Zwischen Bio und GAP

Welche Rolle spielen Kleinbetriebe für die Artenvielfalt? Welche Herausforderungen haben sie, was unternimmt die EU und wie können Kleinbetriebe tatsächlich erhalten werden? All das und mehr erfahren Sie hier!

INTERVIEW: Experte Pichler zum Bärenunfall im Trentino

Wir haben Ökologe und Bärenexperte Mag. Christian Pichler gefragt, was beim Bärenmanagement im Trentino schiefgegangen ist, was wir in Österreich verbessern können und wie mit Sorgen der Bevölkerung umgegangen werden sollte. 

Zum Newsletter anmelden Newsletter schließen