INTERVIEW: Erich Breiteneder – Leidenschaft für Bienen und Natur

Erich Breiteneder ist leidenschaftlicher Imker und wurde 2023 beim Tierschutzpreis Niederösterreich ausgezeichnet. Bei einem Besuch in seinem Garten hat er seine Erfahrungen, Leidenschaft und Herausforderungen als Imker mit uns geteilt. Warum auch Reporter:innen seinen Bienen besuchen und mehr – HIER! 

Mittlerweile sind Sie als der „Stadtimker“ weit bekannt, wie sind Sie zur Imkerei gekommen?

Als pensionierter Konditormeister und Berufschullehrer ist der Honig für mich nicht nur ein süßes Gold, sondern ein Bindeglied zwischen meiner Profession und meinem Hobby. Meine Wurzeln liegen in der Landwirtschaft und mein Vater hat mich von klein auf gelehrt, Verantwortung für andere Lebewesen zu übernehmen. Diese Werte begleiten mich bis heute.

Durch die Imkerei kann ich meiner Leidenschaft nachgehen und gleichzeitig wertvolles Wissen an andere weitergeben. Und natürlich erfüllt es mich mit Stolz, wie meine Bemühungen Anerkennung finden. Die letztjährige Auszeichnung zum 2. Platz beim Tierschutzpreis in Niederösterreich bestärkt mich darin, weiterzumachen.

Wie nutzen Sie diese Bekanntheit?

Ich möchte meinen Mitmenschen die Wichtigkeit der Bienen und die Bedeutung eines respektvollen Umgangs mit der Natur vermitteln. Gerade als Imker sehe ich es als meine Pflicht, hier Bildungsarbeit zu leisten. Deshalb lasse ich Menschen gerne hinter die Kulissen meiner Imkerei blicken. Es sind laufend Interessierte, Reporter:innen und mittlerweile sogar Schulgruppen in meinem Garten.

Solche Arbeit zahlt sich aus! Immer mehr Menschen beginnen, ihren eigenen Beitrag zu leisten, sei es durch bienenfreundliche Gärten oder einfach durch mehr Wertschätzung für unsere Umwelt. Es freut mich zu sehen, wie das Bewusstsein für den Schutz von Bienen und Natur wächst.

Beschreiben Sie doch Ihren Garten. Wieso ist er so besonders?

Ein bienenfreundlicher Garten sollte möglichst naturnah gestaltet sein und wenig in die Natur eingreifen. Mein Garten ist gelebtes Beispiel dieser Philosophie: Ich passe die Umgebung an meine (Wild-)Bienen und Insekten an und biete ihnen ein Wohlfühlpaket. Mit einer Vielzahl von Pflanzen, Obstbäumen und einem bewussten Verzicht auf chemische Mittel schaffe ich einen Lebensraum, der für die gesamte Tierwelt von Bedeutung ist. Und durch Wildbienenhotels, viel Laub und Totholz kehrt in meinen Garten Harmonie zwischen Mensch und Natur ein – eine wahrliche Oase der Artenvielfalt.

Während sich meine Bienen in einem nachhaltig geführten  Öko-Park wohlfühlen, ist mir aber auch wichtig, dass mein Garten über seine kleinen Grenzen hinaus einen Beitrag zu ihrem Schutz leistet. Ich habe ihn zu einem Ort der Inspiration und des Lernens gemacht, etwas an dem Besucher:innen die Bedeutung der Insekten für unser Ökosystem hautnah erleben können.

Für die Bienensprache wurde bereits der Nobelpreis verliehen, was fasziniert Sie an Bienen?

Vieles! Aber besonders die Komplexität ihrer Lebensweise und ihr faszinierendes Sozialverhalten. Als Imker lerne ich jeden Tag etwas Neues über meine Bienenvölker. Gerade wie flexibel sie sich den Herausforderungen ihrer Umwelt anpassen, ist bewundernswert. Es ist ein Privileg, Teil ihrer Welt zu sein und wir sollten alle großen Respekt für ihre täglichen Leistungen haben.

In Ihren Bienenstöcken herrscht lebendiges Treiben. Erzählen Sie uns doch etwas über ihre Bienen!

Jeder Stock beherbergt etwa 10.000 fleißige Tierchen, die perfekt zusammenarbeiten, um das Überleben des gesamten Volkes zu sichern. Jeder Biene werden dafür während ihres Lebens verschiedene Aufgaben zu teil, von der Reinigung der Waben bis hin zur Nahrungssuche.

Das Herzstück des Bienenstocks ist natürlich die Königin, ohne sie ist das übrige Volk orientierungslos und stirbt. Als Imker ist es meine Aufgabe, besonders ihre Bedürfnisse zu verstehen und sie dabei zu unterstützen, einen gesunden und starken Bienenstock aufzubauen.

Was empfehlen Sie, wenn jemand selbst Imker:in werden will?

Die Imkerei ist eine faszinierende und lohnende Tätigkeit, aber sie erfordert auch Engagement und Wissen. Wenn jemand Interesse daran hat, Imker:in zu werden, empfehle ich, sich gründlich zu informieren. Nur durch eine gute Ausbildung und die Einhaltung der Vorschriften kann man sicherstellen, dass man seinen Bienen die bestmögliche Betreuung bietet und gleichzeitig zur Erhaltung der Artenvielfalt beiträgt.

Wenn Leute ihre Bienen vernachlässigen, schaden sie nicht nur dem Ruf unserer gesamten Branche, sondern vor allem den Tieren. Krankheiten verbreiten sich und andere Bienenstöcke können zu Grunde gehen. Bevor Sie sich unüberlegt ein Bienenvolk zulegen, kommen Sie lieber mich in meinem Garten besuchen!

Was sind Herausforderungen für Sie als kleiner Imker?

Konkurrenz durch große Supermarktketten und Import von minderwertigem Honig sind Schwierigkeiten, denen ich mich täglich stellen muss. Es ist wichtig, dass Verbraucher:innen den Wert von qualitativ hochwertigem Honig erkennen und dann auch bereit sind, einen angemessenen Preis dafür zu bezahlen. Als kleiner Imker sichere ich die Qualität meiner Produkte und kläre meine Kundschaft gleichzeitig laufend über die Bedeutung von lokalem und naturbelassenem Honig auf.

Zudem ist der Schutz meiner Bienen vor Krankheiten und Schädlingen eine fortwährende Herausforderung. Die parasitische Varroamilbe kann beispielsweise verheerende Auswirkungen auf Bienenstöcke haben und ganze Völker in den Ruin treiben. Durch den Klimawandel werden noch viele weitere Probleme auf uns zu kommen. Teilweise merken wir das leider schon jetzt.

Was sehen Sie als die größten Herausforderungen für unsere Wildbienen?

Neben eingeschleppten Krankheiten bedroht zweifellos der Verlust ihres natürlichen Lebensraums und der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft unsere Insektenwelt. Die zunehmende Intensivierung der Landschaft führt dazu, dass Bienen und andere Tiere immer weniger Nahrung und Rückzugsorte finden und sterben.

Aber indem wir bienenfreundlichen Garten- und Landwirtschaftspraktiken weiter fördern, können wir dazu beitragen, die Lebensbedingungen für Bienen und andere Tiere zu verbessern und ihre Bestände zu erhalten. Es liegt in unserer Verantwortung, die Bedürfnisse von anderen Lebewesen zu berücksichtigen und Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Ökosysteme zu schützen und zu erhalten.

Was sollte für Bienen und die Imkerei getan werden?

Es ist entscheidend, dass sowohl die Bevölkerung als auch die Politik sich noch stärker für den Schutz von Bienen und die Unterstützung der lokalen Imkerei engagieren. Die Kennzeichnung von regionalem Honig und der Schutz vor Importen, die nicht den Standards entsprechend, ist dabei ein wichtiger Schritt, um gegen schlechtproduzierten und gestreckten Billighonig aus dem Ausland vorzugehen.

Welche Botschaft möchten Sie unseren Leser:innen mitgeben?

Es ist von großer Bedeutung, die Natur zu achten, zu schätzen und zu respektieren. Allen Menschen sollte dies bereits in jungen Jahren vermittelt werden. Bienen spielen eine unersetzliche Rolle in unserem Ökosystem, und es ist wichtig, sich für ihren Schutz einzusetzen. Außerdem müssen wir unser Bewusstsein für die Herkunft und Qualität von Honigprodukten schärfen. Ich bin zuversichtlich, dass wir alle noch viel von den Bienen lernen können!

Dipl. Päd. SR Erich Breiteneder ist Imker, Musiker, pensionierter Konditormeister und ehemaliger Berufschullehrer. Seit 2017 kümmert er sich in seinem Kleingarten in Baden um sein nachhaltiges Bienenparadies. 2023 hat er dafür  den 2. Platz beim Niederösterreichischen Tierschutzpreis gewonnen.

Das könnte Sie auch interessieren

Tierschutz – Alles mit Recht?

Haben Sie gewusst, dass Landtage und Regierungen in Österreich wissentlich gegen europäische Völkerrechtsvereinbarungen verstoßen? Was die EU dagegen unternimmt, wie wir von Tierschutz Austria uns direkt in Österreich wehren und wie absurd juristische Institutionen argumentieren, erfahren Sie hier.

EMA Tierversuche ECEAE

165.000 Unterschriften gegen Botox-Tierversuche

Noch immer werden Zigtausende Mäuse qualvoll erstickt, um Botulinumtoxin-Produkte – besser bekannt unter dem Handelsnamen „Botox“ – zu testen, obwohl es seit 12 Jahren tierversuchsfreie Verfahren gibt. Der Mäuse-Test muss aus dem Europäischen Arzneibuch gestrichen werden, so die Forderung der Europäischen Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (ECEAE) heute in Amsterdam.

Essen für den Planten: Was wir essen is(s)t relevant

Der weltweite Fleischkonsum hat sich innerhalb der letzten 20 Jahre mehr als verdoppelt. Auch in Österreich wird nach wie vor sehr viel Fleisch produziert und konsumiert. Jede Sekunde werden in Österreich ungefähr 3 Tiere geschlachtet. Allein im Jahr 2019 waren das 90,7 Millionen Hühner, 5 Millionen Schweine, 342. 000 Schafe und 53.000 Ziegen [1].

Zum Newsletter anmelden Newsletter schließen