AMA-Forum: Die pflanzliche Ernährungswende nimmt Fahrt auf

Beim diesjährigen „AMA-Forum Pflanzlich“ haben 200 Teilnehmer:innen aus Wissenschaft, Lebensmittelwirtschaft, Landwirtschaft und NGOs ganz klar gezeigt: Eine pflanzenbasierte Ernährung ist längst kein Randthema mehr. Was wir mitgenommen haben und mehr – HIER!

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Auf einen Blick

  • 75 % der Österreicher:innen bezeichnen sich als Flexitarier:innen – also offen für pflanzliche Alternativen.
  • Pflanzliche Alternativen sind heute in allen großen Supermärkten erhältlich – und oft genauso günstig oder sogar günstiger als tierische.
  • Trotz Teuerung und Inflation steigt die Nachfrage, heuer enthält schon jede 10. verkaufte Milchpackung Pflanzenmilch.

Pflanzlich garantiert Tierwohl

Jahr für Jahr werden weltweit etwa 150 Milliarden Tiere geschlachtet – unzählige davon verbringen ihr Leben in engen, trostlosen Massentierhaltungen. Ob Schweine, Rinder oder Hühner: Die industrielle Tierhaltung verursacht Leid im gigantischen Ausmaß.

Eine pflanzenbasierte Ernährung ist daher kein Nischenthema, sondern eine der wirksamsten Strategien für mehr Tierwohl. Weniger Tiere in der Produktion heißt weniger Leid und reduziert gleichzeitig den Druck auf Böden, Wasser und Klima.

Immer mehr Menschen probieren pflanzlich

Immer mehr Menschen in Österreich greifen bewusst zu pflanzlichen Alternativen, ohne vollständig auf Fleisch, Milch oder Eier zu verzichten. Rund 75 % der Österreicher:innen bezeichnen sich bereits als Flexitarier:innen, also als Menschen, die ihren Konsum tierischer Produkte reduzieren. Laut Billa greifen sogar 42 % der Fleischesser:innen regelmäßig zu pflanzlichen Fleischalternativen.

Dabei spielt Regionalität eine entscheidende Rolle: Produkte wie Vega Vita, die in Österreich hergestellt werden, sind besonders gefragt, denn der Hinweis „Hergestellt in Österreich“ stärkt das Vertrauen der Kundinnen und Kunden und fördert die Kaufbereitschaft. Das zeigt: Die Nachfrage nach pflanzlichen Lebensmitteln wächst – vor allem, wenn sie regional, hochwertig und alltagstauglich sind.

Der neue Ansatz: „Besser“ statt Verzicht

„Go vegan“ klingt für viele nach Verboten, Bevormundung, Verzicht oder Elitarismus und ist damit schnell unbeliebt in der Bevölkerung. Doch das Pflanzenforum zeigte, dass es um etwas anderes geht: bessere Produkte. Pflanzliche Produkte sind kein schlechter „Ersatz“ für die man auf echten Genuss verzichten muss, sondern sollen besser schmecken, aus regionaler Produktion stammen und preisgünstiger sein.

Selbsterklärend ist es ethischer, wenn pflanzliche Produkte nicht teurer sind als tierische – immerhin fällt bei tierischen Produkten die Geburt, Aufzucht und Tötung eines Tieres an. Umfragen haben aber gezeigt, dass der Griff zu pflanzlichen Produkten vor allem eine Preisfrage ist. Erfolgsbeispiele vom Forum bestätigten das:

  • Bei IKEA stieg die Nachfrage um 30 %, als die pflanzliche Alternative 10 Cent billiger als das tierische Gericht war.
  • Als Billa im Rahmen der „Veganuary“-Aktion im Jänner die höhere Mehrwertsteuer auf pflanzliche Milchprodukte ausglich, stieg der Absatz um 25 %.

Umso erfreulicher ist, dass pflanzliche Alternativen nicht länger teurer als tierische sind. Beispielsweise sind heute bereits 98 % der Vega Vita Produkte von Billa gleich günstig oder günstiger als die tierische Variante. Auch bei verarbeiteten Produkte wird zunehmend eine rein pflanzliche Rezeptur verwendet, etwa bei Germknödel oder Prinzenrollen. Wie die Vortragende von Billa berichtete, fiel die Entscheidung zur Rezeptänderung nach einer Blindverkostung durch Kundinnen und Kunden – geschmacklich ging für die Menschen also nichts verloren.

Klimaschutz beginnt auf dem Teller

Die Klimakrise spüren wir hierzulande bereits, sei es durch fehlenden Schnee in der Wintersaison oder bei Problemen in der Landwirtschaft. Politisch liegt der Fokus derzeit hauptsächlich auf der Energie- und Mobilitätswende, etwa durch den Ausbau nachhaltiger Energien und E-Mobilität. Doch das AMA-Pflanzenforum machte deutlich: Ohne Ernährungswende bleibt Klimaschutz Stückwerk.

Tierische Produkte verursachen weltweit mehr Treibhausgase als der Verkehr und laut Prognosen könnten bis 2050 doppelt so viele Tiere konsumiert werden wie heute. Dabei zeigen pflanzliche Alternativen, dass es auch anders geht: Sie benötigen weniger Fläche, weniger Wasser und verursachen deutlich weniger Emissionen. Jeder Bruchteil eines Grads macht einen gewaltigen Unterschied für die Zukunft, ein Grund mehr auf mehr pflanzliche Produkte zu setzen.

In Österreich werden 46,49 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche für die Erzeugung tierischer Produkte verwendet, also fast die Hälfte. Das zeigt, wie stark unsere Landwirtschaft noch auf Tierproduktion ausgerichtet ist. Weltweit werden ca. Dreiviertel aller landwirtschaftlich genutzten Flächen für die Erzeugung tierischer Lebensmittel genutzt, dabei liefern sie nur 18 % der global benötigten Kalorien.

Gesundheit: Wenn Tierhaltung krank macht

Auch das Menschenwohl steht auf dem Spiel. Expert:innen des Forums erinnerten daran, dass Pandemien und Antibiotikaresistenzen eng mit Massentierhaltung verknüpft sind. So wird das Fehlen wirksamer Antibiotika bis 2050 mehr Todesfälle verursachen als Krebs. Ein Wandel hin zu pflanzenbasierten Lebensmitteln ist daher nicht nur eine Frage des Tierwohls – sondern auch eine Frage der öffentlichen Gesundheit.

Politische Aufgaben

Doch noch bestehen Hürden: So absurd es klingt, in Österreich gibt es derzeit keine Verarbeitungskapazität für heimisches Erbsenprotein. Selbst wenn heimische Erbsen angebaut werden, müssen sie zur Weiterverarbeitung exportiert und anschließend wieder importiert werden – ein ökologischer und ökonomischer Unsinn.

Am Forum wurde daher auch eine unserer zentralen Forderungen unterstützt: eine klare Proteinstrategie für Österreich.

Eine Proteinstrategie sollte danach ausgerichtet werden, dass die Ernährung auf pflanzliche Proteine gestützt wird, sei es durch pflanzliche Alternativprodukte, etwa Soja-Schnitzel, oder durch generell eine stärkere Fokussierung auf Hülsenfrüchte, statt Fleisch, Käse und Milch. Laut den Expert:innen des Forums braucht es für eine Proteinstrategie vor allem:

  • Faire Rahmenbedingungen, etwa eine gleiche Mehrwertsteuer für pflanzliche und tierische Produkte und keine Verbote für Produktbezeichnungen wie Hafermilch.
  • Förderungsfonds für den Anbau heimischer Pflanzen und standortangepasster Sorten sowie Innovation.
  • Kooperation und Kompetenzzentren für einen besseren Wissenstransfer.
  • Eine Öffentliche Beschaffung, die sich auf regionale Produktion, Verarbeitung & Lieferketten stützt und pflanzliche Produkte bevorzugt.

Dänemark gilt europaweit als Vorreiter der Ernährungswende: Mit einem nationalen Action Plan for Plant-Based Foods fördert das Land gezielt Forschung, Produktion und Vermarktung pflanzlicher Lebensmittel – inklusive Förderfonds und öffentlicher Beschaffung.

Fazit:

Eine pflanzliche Ernährungswende ist der Schlüssel für unserer Zukunft. Dabei geht es nicht um Verzicht oder Verbote, sondern um eine bessere Ernährung, die Tiere, Klima und Menschen schützt und Chancen für eine nachhaltige, regionale Landwirtschaft schafft. Was es jetzt braucht, ist der politische Wille endlich eine Proteinstrategie in Österreich umzusetzen, die Menschen darin bestärkt, pflanzlichen Alternativen auszuprobieren.

Unterstützen Sie unsere Arbeit

Wir setzen uns durch unsere Pfoten-Politik dafür ein, dass Tierwohl, Umwelt- und Klimaschutz gemeinsam gedacht werden. Bitte unterstützen Sie uns mit einer Spende, damit wir uns weiter für eine nachhaltige Ernährungswende einsetzen können.

AMA Forum Pflanzlich. 2025, Mitschrift Tierschutz Austria (7. November 2025). https://b2b.amainfo.at/de-at/presse-aktuelles/aktuelles/pflanzenforum2025

Danish Ministry of Food, Agriculture and Fisheries. Danish Action Plan for Plant-Based Foods. Oktober 2023. https://en.fvm.dk/Media/638484294982868221/Danish-Action-Plan-for-Plant-based-Foods.pdf (Zugegriffen November 2025).

Danish Agricultural Agency. Plant-Based Food Grant: Multi-Year Strategy. https://plantefonden.dk/Media/638683993125014215/Strategy_Plant-Based_Food_Grant.pdf  (Zugegriffen November 2025).

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