Foie Gras – Das Geschäft mit der Stopfleber

Gänse zu stopfen, ist in Österreich verboten, aber der Import ihrer überfetteten Leber nicht. Sogenannte Foie gras wird damit nach wie vor hierzulande verkauft und kommt mit viel Tierleid im Gepäck auf den Tisch. Welche Probleme dadurch entstehen und wie wir sie lösen können – HIER!

Auf einen Blick:

  • Konventionelle Stopfgänse werden durch einen Schlauch zwangsernährt, bis ihre Leber um das Zehnfache vergrößert ist.
  • Österreich hat das Stopfen von Gänsen verboten, importiert aber immer noch Stopfleber aus anderen Ländern
  • Tierfreundlichere Alternativen boomen, trotzdem brauchen wir ein Import- und Exportverbot von konventioneller Foie Gras

20-mal höhere Sterblichkeit als bei konventionellen Gänsen

Um Fettleber, sogenannte Foie Gras, herzustellen, werden Gänse vor ihrer Schlachtung zwei bis drei Wochen lang zwangsgemästet [4]. Dabei wird den Tieren mehrmals täglich ein Schlauch durch die empfindliche Speiseröhre eingeführt, um ihnen Futter in den Magen zu pumpen, bis ihre Leber auf das Zehnfache des Normalgewichtes angewachsen ist [1]. Nur so nehmen die Tiere täglich bis zu 1 Kg Maisbrei mit Schweineschmalz auf – eine Menge, die sie freiwillig nie fressen würden [2]. Zum Vergleich: für einen Menschen wären das umgerechnet 15 Kg Spagetti täglich [3].

Die Sterblichkeit von Stopfgänsen ist etwa 20-mal höher, als bei herkömmlich konventionell gehaltenten Tieren [2]. Viele sterben noch vor dem angedachten Schlachtdatum an den Folgen des Stopfens: Atemnot, Verletzungen im Hals- und Speiseröhrenbereich, Knochenbrüche, Leberblutungen und Herzversagen [1]. Hinzu kommen die Probleme jeder großen Massentierhaltung. Die meisten Stopfgänse werden in engen Käfigen oder überfüllten Gehegen gehalten, die die Bewegungsfreiheit minimieren und jegliches natürliche Sozialverhalten unterbinden. Aus Stress und Bewegungsmangel verletzen viele Tiere sich oder ihre Artgenossen. Zur Symptombekämpfung werden den Vögeln oft die scharfen Schnabelspitzen kupiert (ähnlich wie bei Schweinen, die Schwänzchen und Hauer). [2].

Stopfen ist in der EU verboten, doch Frankreich umgeht das Verbot

Die Produktion von Stopfleber ist bereits beinahe EU-weit verboten. Ausnahme gibt es in Frankreich, Spanien, Ungarn, Bulgarien und einem Teil von Belgien. Aufgrund der europäischen Richtlinie zum Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere von 1998, die es verbietet Tieren unnötige Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen, müsste Foie Gras auch in diesen Ländern schon lange der Vergangenheit angehören [5].

Doch rechtliche Schlupflöcher und schlichter Unwille die europäische Richtlinie umzusetzen, verhindern ein Stopfleber-freies Europa. In Frankreich zählt Foie Gras seit 2005 zum nationalen und gastronomischen Kulturerbe. Damit ist sie von der EU-Richtlinie und dem französischen Tierschutzgesetz ausgenommen. Da es kein EU-weites Import- oder Exportverbot für Stopfleber gibt, profitiert Frankreich damit maßgeblich am Verkauf und setzt sich stark für den Erhalt seiner vorgeschobenen Tradition ein. Ungarn, Bulgarien, Spanien und Belgien ignorieren das Verbot geradeheraus und produzieren ihrerseits, wenn auch in weit geringeren Mengen, exportfähiges Foie Gras [6].

Tierfreundliches Foie Gras aus extensiver Landwirtschaft

Mittlerweile gibt es glücklicherweise zahlreiche Alternativen zu konventioneller Foie Gras. Mit Juni 2023 zählen die Vier Pfoten 30 Hersteller tierfreundlicherer Produkte. Neben veganen und vegetarischen Alternativen nutzt über die Hälfte der Produzenten weiterhin Fleisch, stellt die Stopfleber aber dennoch gänzlich ohne Stopfen her. Entweder wird das zusätzliche Fett nachträglich beigemischt, auf Zellkultiviertes Fleisch gesetzt oder einfach fettärmere Leber verkauft [10]. Der Spanier Eduardo Sousa gewann mit seiner mageren und nur knapp halb so schweren „Foie gras éthique“ (deutsch: Ethische Stopfleber) aus extensiver Landwirtschaft sogar den französischen Wettbewerb für die beste Foie gras und löste damit einen Furor in Frankreich aus [9].

Erfreulich ist auch, dass selbst in Frankreich, aus dem Zweidrittel der weltweit produzierten Foie Gras‘ stammt [7], die Tierquälerei an den Stopfgänsen zunehmend abgelehnt wird. Städte wie Grenoble und Straßburg kamen dem Wunsch ihrer Bürger:innen bereits nach und gaben bekannt, Stopfleber nicht mehr bei offiziellen Anlässen zu servieren [4]. Nicht nur Spitzengourmets, sondern sogar berühmte Persönlichkeiten, wie die Familie Obama, schwören auf tiergerechte Nicht-Stopf-Leber [9].

Fazit:

Die konventionelle Foie Gras-Herstellung ist tierquälerisch und nicht mehr zeitgemäß. Trotz EU-Richtlinien gegen Tierquälerei, exportiert vor allem Frankreich Stopfleber in Länder, die das Stopfen selbst schon lange verbieten. Um das Leiden zu beenden, ist daher ein europaweites Export- und Importverbot von konventioneller Foie Gras notwendig.

Glücklicherweise boomen mittlerweile auch tierfreundliche fleischhaltige und fleischlose Alternativen. Ihr Erfolg zeigt, dass Tierfreunde und Feinschmecker nicht immer auf den gegenüberliegenden Seiten des Verhandlungstisches sitzen müssen. Fest steht, wer auf konventionelles Foie Gras verzichtet, setzt ein deutliches Zeichen gegen Tierquälerei.

[1] Skippon W. The animal health and welfare consequences of foie gras production. Can Vet J. 2013 Apr;54(4):403-4. PMID: 24082171; PMCID: PMC3595949.

[2] BC SPCA. Duncan I. The Scientific Case Against Foie Gras. 2009.

[3] Peta. Foie gras: Das große Leid der Gänse und Enten für Stopfleber. 27.01.2022. https://www.peta.de/themen/foie-gras/ (aufgerufen: 10.2022)

[4] Zeit Online. Foie gras – Frankreich streitet um die Stopfleber. 21.12.2021. https://www.zeit.de/news/2021-12/21/foie-gras-frankreich-streitet-um-die-stopfleber (aufgerufen: 10.2022)

[5] EUR-Lex. EU-Richtlinie 98/58/EG. Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere. https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/LSU/?uri=celex:31998L0058 (aufgerufen: 10.2022)

[6] Spiegel. Frankreich erhebt Stopfleber zum nationalen Kulturerbe. 18.10.2005. https://www.spiegel.de/wirtschaft/lebensmittelindustrie-frankreich-erhebt-stopfleber-zum-nationalen-kulturerbe-a-380376.html (aufgerufen: 10.2022)

[7] Statista. Trenda E. Volume of foie gras produced worldwide between 2013 and 2020, by country. 2022. https://www.statista.com/statistics/1232694/evolution-world-foie-gras-production/ (aufgerufen: 10.2022)

[8] Scientific Committee on Animal Health and Animal Welfare. Welfare Aspects of the Production of Foie Gras in Ducks and Geese. 16.12.1998.

[9] Süddeutsche Zeitung. Foie Gras für Tierfreunde. 20.11.2016. https://www.sueddeutsche.de/stil/stopfleber-foie-gras-fuer-tierfreunde-1.3254100 (aufgerufen: 08. 2022)

[10] Quatre Pattes (Vier Pfoten). Liste des alternatives au foie gras. 06.2023. https://media.4-paws.org/9/5/2/f/952f3021b7a13b5ea67293b90ead43f13f1a8133/Liste%20alternatives%20foie%20gras%202023.pdf (aufgerufen: 10.2023)

Das könnte Sie auch interessieren

Fischfabrik in Gmünd: Ohne Umweltverträglichkeitsprüfung?!

In einem Europaschutzgebiet wird eine riesige Salzwasser-Lachszucht geplant. Nun gaben die Behörden bekannt, dass die negative Umweltauswirkungen nicht einmal geprüft werden sollen. Was wir dagegen unternehmen und mehr – HIER!

INTERVIEW: Es geht auch anders! – Esther Kronthaler über Transfarmation Austria

Wir befinden uns am Anfang einer dringend notwendigen Ernährungs- und Agrarwende. Transfarmation Austria unterstützt Landwirtinnen und Landwirte bei der Umstellung von tierischer zu pflanzenbasierter Landwirtschaft. Wir haben Esther Kronthaler von Transfarmation Austria gefragt, welche Hindernisse dabei zu bewältigen sind, warum von einer Veränderung alle profitieren und mehr – HIER!

Fischotter – faszinierende Überlebenskünstler

In den insgesamt 12 bis 14 gemeinsamen Monaten bringt die Ottermutter ihren Jungen bei, die saisonal verändernden Lebensräume und Nahrungsangebote optimal zu nutzen. Ihre gute Schule ist unerlässlich, um die Halbwüchsigen auf ein Leben im eigenen Revier vorzubereiten.

Zum Newsletter anmelden Newsletter schließen