Gefährdete Fischotter: Salzburg ignoriert Tier- und Artenschutz

Die Fischotterjagd in Salzburg stellt einen massiven Rückschritt im Tier- und Artenschutz dar. Streng geschützte Tiere sollen quotenweise getötet werden – sogar säugende Fischottermütter. Ein wissenschaftlicher Grund fehlt und Umweltorganisationen werden von der Entscheidung  ausgeschlossen. Warum die Otterjagd problematisch ist und welche Lösungen wirklich helfen würden – HIER!

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Auf einen Blick

  • Streng geschützt und dennoch zum Abschuss freigegeben: In Salzburg sollen zwischen 2025 und 2029 erneut 150 Fischotter getötet werden, obwohl sie unter strengem Schutz stehen.
  • Tötung säugender Mütter erlaubt: Die Verordnung gestattet auch den Abschuss von Fischottermüttern, deren Jungtiere ohne sie verhungern und verdursten.
  • Wissenschaftliche Grundlagen fehlen: Trotz angeblicher „Bestandsschätzungen“ fehlt ein fundiertes, wissenschaftlich fundiertes Monitoring.
  • Fischsterben menschengemacht: Nicht der Fischotter, sondern Klimawandel, Wasserverschmutzung und menschliche Eingriffe sind die Hauptursachen für den Rückgang der Fischbestände!
  • Verstoß gegen die Aarhus-Konvention: Umweltorganisationen wird das Mitspracherecht verweigert, indem ein juristisches Schlupfloch genutzt wird.

Fischotter – Sündenbock für menschengemachtes Fischsterben

Fischotter werden fälschlicherweise als Ursache des Fischsterbens dargestellt, um ihre Bejagung zu rechtfertigen. Dabei zeigen wissenschaftliche Studien deutlich: Der Hauptgrund für den Rückgang der Fischbestände liegt in der Verschlechterung der Wasserqualität, Gewässerverbauung, Klimawandel und industrieller Fischereipraxis.

Eine umfassende Studie aus dem Burgenland (Wolfram et al., 2023) belegt, dass der Einfluss des Fischotters auf die Fischbestände weit geringer ist als behauptet. Der wahre Feind der Fische ist der Mensch – nicht der Fischotter! Lesen Sie HIER unser Experteninterview, warum unsere Fische tatsächlich sterben.

Tötung ohne Rücksicht auf die Population – wissenschaftlich fragwürdige Bestandszahlen

Eine Bestandsschätzung aus dem Jahr 2022 schätzte die Anzahl der Fischotter an Salzburger Fließgewässern auf 196-320 Tiere. Doch diese Zahlen basieren auf Schätzungen und nicht auf einem wissenschaftlich fundierten, langfristigen Monitoring.

Besonders problematisch: Die Verordnung zur Tötung der Otter unterscheidet nicht zwischen der alpinen und kontinentalen Fischotter-Populationen. Salzburg liegt zum Großteil im alpinen Bereich, wo der Erhaltungszustand der Fischotter als ungünstig eingestuft wird. Hier dürfte es nach EU-Schutzrichtlinien erst recht keine Tötungen geben!

Verstoß gegen Mitspracherecht – Umweltschutzorganisationen werden ausgeschlossen

Laut Aarhus-Konvention müssten anerkannte Umweltorganisationen, wie wir, in Umweltangelegenheiten Mitspracherecht haben. Doch dieses Recht wird durch ein juristisches Schlupfloch umgangen: Statt Abschuss Bescheide einzelner Tiere nach einer Einzelfallprüfungen werden pauschale Verordnungen erlassen, bei denen wir juristisch kein Mitspracherecht haben. Das ist nicht nur tierschutzwidrig, sondern verstößt gegen internationales Recht!

Vertragsverletzungsverfahren im Umweltschutzbereich gegen Österreich sind leider keine Seltenheit. Obwohl Österreich wegen seiner mangelhaften Umsetzung der Aarhus Konvention auch bereits ein Vertragsverletzungsverfahren durch die EU anhängig hat, ist aktuell keine Besserung in Sicht.

Dabei drohen Österreich im Falle einer Verurteilung hohe Strafen, die natürlich von Steuerzahlern getragen werden müssten. Lesen Sie HIER mehr, wie unser Mitspracherecht umgangen wird.

Doch wir lassen uns nicht mundtot machen und haben nicht nur einen Antrag auf Änderung der Verordnung eingebracht, sondern auch eine Anfrage beim Salzburger Landtag zu der Causa durch die Salzburger Grünen angeregt. Doch statt fundierter Antworten wurden unzulängliche und teils irreführende Informationen geliefert. Eine Studie aus Oberösterreich wurde sogar als Salzburger Studie verkauft und sollte die Tötung der Tiere rechtfertigen!

Negativbeispiel Kärnten: Grausame Fischotterjagd mit Conibearfallen

Leider ist Salzburg mit seiner grausamen Jagd auf Fischotter nicht allein. In Kärnten werden die streng geschützten Tiere besonders rigoros verfolgt. Bereits 2022 brachten wir deshalb eine Beschwerde bei der Berner-Konvention gegen den Einsatz von Conibearfallen zur Fischottertötung in Kärnten ein. Noch warten wir auf eine Entscheidung.

Die Tötung mit Conibearfallen ist besonders grausam:

  • Die Fallen bestehen aus zwei gespannten Metallbügeln, die aufeinanderschlagen und die Tiere oft qualvoll einklemmen, anstatt sie sofort zu töten.
  • Die Tiere ersticken, weil ihre Brust zusammen gequetscht wird, verhungern und verdursten oder sterben vor lauter Panik an Stress.
  • Teils werden die Fallen sogar Unterwasser aufgestellt. Einmal gefangen erwartet die Otter ein qualvoller Tod durch Ertrinken.

Ein von uns beauftragtes wildbiologisches Gutachten zeigt deutlich: Diese Fallen verursachen massives Tierleid und dürfen in einem modernen Wildtiermanagement keinen Platz haben! Unseren Faktencheck zur Fischotterjagd in Kärnten finden Sie HIER!

Fazit: Schutz statt Abschuss – nachhaltige Lösungen gefordert!

Die Fischotterjagd in Salzburg ignoriert wissenschaftliche Erkenntnisse, missachtet internationale Schutzrichtlinien und ist eine Gefahr für den Erhalt der Art. Gleichzeitig wird das wahre Problem – menschlich verursachte Umweltzerstörung – nicht angegangen.

Stattdessen brauchen wir:

  • Ein wissenschaftlich fundiertes, langfristiges und von unabhängiger Stelle durchgeführtes Monitoring des Fischotterbestands.
  • Einen sofortigen Stopp der geplanten Otter-Tötungen, insbesondere in der alpinen Region.
  • Die Einhaltung der Aarhus-Konvention – Umweltorganisationen müssen Mitspracherecht haben, um unsere Natur und damit letztlich auch uns Menschen zu schützen.
  • Nachhaltige Lösungen für den Fischschutz durch Renaturierung von Gewässern und Verbesserung der Wasserqualität. Lesen Sie HIER, wie das Burgenland ein Vorzeigebeispiel für den Umgang mit Fischottern geworden ist.

Sie wollen unseren WIldtieren helfen?

Der Fischotter ist streng geschützt, doch Abschussverordnungen bedrohen seine Zukunft. Als anerkannte Umweltorganisation kämpfen wir für seinen Erhalt – mit juristischem Einsatz, politischem Druck und Aufklärung. Doch wir brauchen Ihre Hilfe!

Mit Ihrer Spende für unser Projekt Pfoten-Politik kämpfen wir gegen Abschussfreigaben, setzen uns für bessere Schutzgesetze ein und sorgen dafür, dass Umweltgesetze nicht ignoriert werden. Bitte helfen Sie uns mit einer Spende – für den Fischotter, für den Artenschutz und für eine lebenswerte Zukunft!

 

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