Das globale Insektensterben
Wir leben in einem Zeitalter des massiven Insektensterbens. Studien aus Deutschland kamen zu dem erschreckenden Schluss, dass zwischen 1989 und 2016, also in gerade mal 27 Jahren, die Fluginsekten-Biomasse um 76% zurückgegangen ist [1]. Doch nicht nur in Deutschland, sondern überall auf der Welt bemerken WissentschaflerInnen das Sterben der Insekten: Auch in Schottland sind im ähnlichen Zeitraum die Fluginsekten um zwei Drittel zurückgegangen. In den USA hat sich der Bestand des Monarchfalters innerhalb von 20 Jahren um 90 % reduziert und selbst im Regenwald von Puerto Rico ist die Insektenbiomasse rapide gesunken [2].
Auch unsere Bienen sind bedroht: Zum einen ist die Honigbiene betroffen – in verschiedenen Teilen der Welt, ob USA, Europa oder Asien stellen Imker immer häufiger ein erhöhtes Bienensterben in ihren Stöcken fest – aber auch unsere Wildbienen sterben. Wildbienen sind nicht nur unglaublich vielfältig, allein in Österreich gibt es rund 700 Wildbienenarten, sondern übernehmen neben der Honigbiene auch einen Großteil der Bestäubung unsere Pflanzen. Bisher gibt es für Österreich keine umfassenden Daten über den Gefährdungsstatus der Wildbienen, allerdings ist zu befürchten, dass Situation ähnlich wie in Deutschland ist, wo 50 Prozent der Wildbienenarten als bestandsgefährdet eingestuft werden.[3]
Warum wir auf Insekten angewiesen sind
Wir sind von der Biene abhängig. Ohne sie gebe es zum Beispiel weder Erdäpfel, Tomaten, Erdbeeren noch Kirschen. Rund 75 % unserer Nutzpflanzen und 90 % der wildblühenden Pflanzenarten sind auf die Bestäuber angewiesen [4,5]. Eine Welt ohne Bienen, wäre eine Welt ohne Blumen und Früchte und eine Welt ohne Insekten wäre eine Welt, in der wir nicht leben könnten. Zwar haben viele Menschen kein positives Bild von Insekten, doch die kleinen sechsbeinigen Krabbeltiere sind essenziell für so viel Leben auf unserem Planeten. Insekten bestäuben Pflanzen, zersetzen Kadaver und sind die Nahrungsgrundlage für viele andere Tiere. Ohne Insekten verstummen auch die Vögel.
Gründe für das Insektensterben
Die Ursachen für das Insektensterben sind vielfältig. Zum einen verschwinden immer mehr Flächen für Insekten: Es gibt immer weniger Weiden und Streuwiesen, an den Ackerrändern fehlen Hecken oder Blühstreifen. Doch nicht nur auf dem Land, sondern auch in den Städten werden Insekten ihres Lebensraums beraubt: In Siedlungen und Gewerbegebieten werden immer mehr Flächen versiegelt, so dass naturbelassene Wiesen mit Wildblumen immer seltener werden und auch Privatgärten, die fast vollständig aus einem perfekt gestutzten Rasen oder Steinen bestehen, sind für die meisten Insekten lebensfeindlich.
Auch Überdüngung führt zu den Verlust von Lebensräume für Insekten: Gerade durch die Agrarindustrie gelangt viel Stickstoff in Böden und Gewässer, das führt dazu, dass Landschaften, die nur auf mageren Boden (also Böden mit sehr wenig Stickstoff ), wie z.B. Mager- und Trockenrasen immer seltener werden. Diese Landschaften sind allerdings extrem wichtig, da sie unverzichtbare Lebensräume für viele seltene und gefährdete Pflanzen- und Tierarten darstellen.
Neben dem Schwund der Lebensräume, ist der massive Einsatz von Agrargiften ein wesentlicher Faktor, für das Insektensterben. Auf der einen Seite sterben durch den Einsatz von Herbiziden die sogenannten „Unkräuter“, die die Lebensgrundlage für viele Insekten sind. Auf der anderen Seite werden Insekten auch direkt durch Pestizide angegriffen. Besonders problematisch ist der Einsatz von Neonikotinoiden, dieses Pestizid wirkt als Nervengift auf Bienen, welches bei ihnen Orientierungslosigkeit auslöst und ihr Immunsystem schwächt. Auch das von der EU erneut zugelassene Cypermethirn ist hoch toxisch für Honigbienen [6,7].
Was kann ich gegen das Insektensterben tun:
Um das Insektensterben zu stoppen, braucht es eine Landwirtschaft, die weniger Pestizide spritzt und auf gewisse Pestizide sogar ganz verzichtet. Als Einzelperson kann man anhand seiner Kaufentscheidungen Einfluss nehmen, indem man sich zum Beispiel für biologisch angebaute Produkte entscheidet. Aber auch im Privaten können wir unsere Umgebung insektenfreundlicher gestalten. Wir können in unseren Gärten und Balkonen auf Pestizide verzichten und Blumen pflanzen, die sich als Nahrungsquelle für Insekten eignen. Statt perfekt geschnitten Rasen und Steineinöden können wir Raum für eine Wildblumenwiese lassen. Auch ohne eigenen Garten oder Balkon können wir uns in unsere Stadt und Gemeinde für mehr Insektenfreundliche Flächen einsetzen. Zwar sind Wildblumenwiesen und rumliegendes Totholz erstmal ein Kontrast zu einem perfekt aufgeräumten Park, doch beides bietet Insekten eine viel bessere Lebensgrundlage, als ein perfekt gestutzter englischer Rasen je tun würde. Das Summen der Insekten mag für manche nervig sein, doch wir sollten alles dafür tun, dass es nicht eines Tages verstummt.
[1] https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0185809
[2] https://www.spektrum.de/kolumne/der-globale-insektenzusammenbruch/1611020
[3] https://www.derstandard.at/story/2000017670251/wildbienen-sind-fleissigere-bestaeuber-als-gedacht
[4] https://ourworldindata.org/pollinator-dependence
[5] https://www.bund.net/umweltgifte/pestizide/bienen-und-pestizide/
[6] https://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/tiere/insekten/bedrohung/
[7] https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/ps.2780160417